Die Kindertagesstätte der evangelischen St. Johannis-Gemeinde im Hannoveraner Stadtteil Bemerode kann seit Montag rund die Hälfte ihrer Kinder nicht mehr betreuen. Zum Dezember waren zwei Erzieherinnen gleichzeitig in den Ruhestand gegangen, eine Erzieherin hatte bereits zum Oktober den Arbeitgeber gewechselt. Nachfolgerinnen ließen sich nicht finden. Und das lag weder an mangelnden Bemühungen noch daran, dass sich nicht frühzeitig gekümmert wurde. Laut eines HAZ-Berichts vom 29.11.2018 schildert Esther Michelhans, Leiterin der Kindertagesstätte der evangelischen St. Johannis-Gemeinde, die erfolglose Suche folgendermaßen: „Das Job-Center forderte 41 seiner Einschätzung nach womöglich geeignete Arbeitslose auf, sich bei der Gemeinde zu bewerben. Nur einer tat es, 40 ignorierten die Aufforderung der Arbeitsbehörde. Von weiteren 25 Kandidaten, die sich auf Stellenanzeigen der Gemeinde bewarben, hatten 16 die geforderte Qualifikation. 13 Bewerber wurden eingeladen, die übrigen drei erschienen unentschuldigt nicht zum Termin. Schließlich lud Esther Michelhans sieben Kandidaten zu Hospitanzen in die Kita ein. Sechs von ihnen entschieden sich später für einen anderen Arbeitgeber. Übrig blieb eine Heilerziehungspflegerin, der aber ein praktisches Kita-Jahr fehlte, um eine Kindergartengruppe leiten zu dürfen. Das Kultusministerium lehnte eine Ausnahme ab und erfüllte damit den Buchstaben des Gesetzes. Bei Zeitarbeitsfirmen habe sich ebenfalls kein Erzieher gefunden, man stehe auf einer Warteliste, sagte Michelhans.“ (Für den ausführlichen Bericht siehe www.haz.de/Hannover/Aus-der-Stadt/Erziehermangel-Warum-die-Kita-St.-Johannis-kein-Personal-findet). Auch der Vorschlag, als Übergangslösung Personal mit geringerer Qualifikation – in diesem Fall zwei Sozialassistentinnen – einzustellen, wurde vom Kultusministerium mit Hinweis auf die Vorschriften des niedersächsischen Kita-Gesetzes abgelehnt.
Viele Kita-Leitungen kennen das Gefühl, nicht mehr zu wissen, wie sie ihre Einrichtung am Laufen halten sollen. Allzu oft muss hingenommen werden, dass die gesetzlichen Mindeststandards des Betreuungsschlüssels nicht eingehalten werden können. Allerorten fehlt es an Personal, die verbleibenden Mitarbeiter arbeiten am Limit, Unzufriedenheit in der Belegschaft und bei den Eltern macht sich breit, und nicht wenige Kita-Leitungen wissen oft nicht mehr, wo ihnen der Kopf steht.
Festzuhalten bleibt, dass jeder sein Bestes gibt. Aber wo das System versagt, reicht dies nicht mehr aus.