"Wir brauchen jetzt einen Notfallplan zur Rettung unserer Kindertagesstätten."
Die Kirchengewerkschaft Niedersachsen und der Coach sowie Supervisor Carsten Thiele (Diplom-Pädagoge) mahnen die politischen Entscheidungsträger im Land und in den Kommunen endlich einen umfassenden und auch von den Mitarbeitenden getragenen Notfallplan zur Rettung der Kindertagesstätten auf den Tisch zu legen und dabei vor allem die Mitarbeitenden zu unterstützen. Damit reagieren sie auf das am 17.03.2024 erschienene Interview von Kultusministerin Julia Willie Hamburg, die in der HAZ darlegte, wie sie die immer größer werdenden Probleme in der Kindebetreuung angehen möchte.
Grundsätzlich begrüßen die KGN und Carsten Thiele die vorgestellten Maßnahmen des Kultusministeriums. So werden in Niedersachsen mehr Ausbildungsplätze für Erzieherinnen und Sozialassistentinnen geschaffen. Die beiden Vorsitzenden der Kirchengewerkschaft Niedersachen Christel Orb-Runge und Werner Massow sowie Kita Experte Carsten Thiele fordern Kultusministerin Hamburg auf, die Rahmenbedingen zu verbessern: „Die Kitas sind zu Bürokratiemonstern verkommen deren Leitungen täglich neue fachliche Anordnungen, pädagogische Anforderungen und Maßnahmen im-team zu integrieren haben, koste es, was es wolle. Es fehlen in Niedersachsen zurzeit ca. 12.000 Erzieherinnen und Erzieher in den Kindertagesstätten sowie 41.600 Kitaplätze. Wir brauchen unmittelbar einen Notfallplan zur Rettung unserer Kitas und keine weiteren Diskussionen mehr. Dass jetzt aber der Bund keine weiteren Investitionen in die Kitas tätigen will und auch noch das Qualitätsentwicklungsgesetz als Streichungsposten für den Haushalt 2025 auftaucht, ist ein weiterer Schlag ins Gesicht der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Kitas. Wir müssen leider feststellen: Frau Hamburg die Situation in den Kitas ist so schlecht wie noch nie. Für uns ist kein Ende der Krise in Sicht.“
Der Kita-Experte und die KGN zeigen sich entsetzt über unterbliebene Maßnahmen des Kultusministeriums: „Es muss endlich ein Fokus auf das Versagen der Leitungs- und Managementebene der vielen Kita-Träger gelegt werden. Diese ducken sich oftmals weg und geben den Druck von oben an die Mitarbeitenden weiter, anstatt gemeinsam eine Lösung zu erarbeiten. Das führt am Ende des Tages dazu, dass dieser Stress bei unseren Kindern ankommt und jegliches Teamgefüge in den Einrichtungen kollabiert. Beide vermissen da vor allem Professionalität, Ruhe, Demut und mutige Problemlösungsstrategien. Leider ist Frau Ministerin Hamburg in dem Interview gar nicht auf diesen wichtigen Punkt eingegangen.“
Die Kirchengewerkschaft Niedersachen hat über 1000 Mitglieder. Sie führt für über 35.000 Mitarbeitende der evangelischen Kirche Tarifverhandlungen und beteiligt sich an Kommissionen zur Gestaltung der Arbeits- und Dienstverhältnisse. Ein Großteil der Mitglieder sind Kita-Beschäftigte, weshalb sich die KGN insbesondere in diesem Bereich engagiert.
Mail: vorstand@kg-nds.de
Carsten Thiele ist Soz.-Päd. (Uni), Diplom-Theologe, hat Sozialmanagement/BWL (M.A.) studiert, ist approbierter Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeut (Verhaltenstherapie) und Coach (Leibniz-Universität Hannover – anerkanntes Kontaktstudium). Neben seiner Tätigkeit als Gründer und Geschäftsführer des freien Kinder- und Jugendhilfeträgers chi.pa | child & parents gGmbH ist er als Fortbildungsreferent und in seinem 2017 gegründeten Zweitunternehmen CoachMaster als externer Business-Coach für Großunternehmen tätig.
Mail: carsten.thiele@chipa.de
Hannover. Donnerstag, 11. April 2024.