Göttingen (epd). Das in der evangelischen Kirche geltende Tarifrecht gerät unter Druck. Vertreter der kirchlich Beschäftigten aus dem gesamten Bundesgebiet forderten am Dienstag in Göttingen die Arbeitgeber auf, vom kirchlichen Sonderweg auf „normale Tarifverhandlungen“ umzusteigen. Der sogenannte Dritte Weg der Kirchen zur Lohnfindung sei gescheitert.
Die kirchlichen Arbeitnehmervertreter appellierten an die Arbeitgeber, Tarifverhandlungen mit der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di aufnehmen. Bislang finden die Gespräche in sogenannten Arbeitsrechtlichen Kommissionen zwischen Vertretern der Beschäftigten und der Arbeitgeber statt. Dabei ist ver.di nicht beteiligt. Die Arbeitnehmervertreter sehen sich in dem Gremium als schwachen Verhandlungspartner. Auf Bundesebene boykottieren sie deshalb seit Monaten die Verhandlungen.
Die Arbeitnehmerseite beklagt, dass die Diakonie „in immer mehr Bereichen Löhne unter dem Branchenniveau bezahlt“. Sie befürchtet, dass der Druck auf die Löhne im Zuge der Wirtschaftskrise und möglicher Kürzungen in derSozialbranche noch steigen wird. Die kirchlichen Beschäftigten haben kein Streikrecht, um ihren Lohnforderungen Nachdruck zu verleihen. Dennoch haben im September in einigen evangelischen Einrichtungen Beschäftigte die Arbeit niedergelegt. Sie müssen nun mit Strafen rechnen. Die Arbeitnehmervertreter forderten deshalb in Göttingen, dass „Beschäftigte nicht mit arbeitsrechtlichen Sanktionen bedroht werden, wenn diese ihr Grundrecht auf Streik wahrnehmen“. (3124/3.11.09)